Diese Meldung war natürlich ein Aprilscherz! Weder gibt es irgendwelche Pläne, St. Josef zu profanieren noch handelt es sich beim erwähnten Ritterschlag um ein mittelalterliches Live Rollenspiel. Der Orden des Hl. Lazarus von Jerusalem plant vielmehr ganz ernsthaft, am kommenden Samstag in unserer Kirche zwei seiner Mitglieder zu Rittern zu schlagen…
Sind die Tage der alterwürdigen Kirche St. Josef in Kinderhaus als geistlicher Kirchenraum gezählt? Im Zuge der bevorstehenden Gründung des Pastoralen Raums Münster-Nordwest mit den Pfarreien Liebfrauen, St. Josef und St. Marien, St. Franziskus zeichnet sich ab, dass nicht mehr alle Kirchen in diesen Pfarreien als geistliche Räume benötigt werden.
Gleichzeitig gibt es offenbar ernsthafte Interessenten, die sich die im Kern mittelalterliche Kirche als natürliche Bühne für die immer beliebter werdenden mittelalterlichen Live Rollenspiele (LARP, Live Action Role Play) vorstellen können. Bei diesen Rollenspielen handelt es sich laut Internet um ein interaktives Spielkonzept, das sich an Romanen und Filmen wie „Herr der Ringe“, „Harry Potter“ oder „Die Chroniken von Narnia“ orientiert und die Teilnehmer in eine fantastische Welt versetzt. Bevölkert wird diese Welt von tapferen Rittern und edlen Damen, aber auch von magischen Wesen wie Orks, Elfen, Luft- und Feuergeistern. Eine Reihe von Unternehmen bieten inzwischen solche Spiele an, offenbar mit großem kommerziellen Erfolg.
Dem Gemeinderat liegt nun ein Schreiben einer Gruppe vor, die sich „militärischer und hospitalischer Orden des Hl. Lazarus von Jerusalem“ nennt und die die Josefskirche nutzen möchte, um zwei ihrer „Ordensmitglieder“ (wie die Teilnehmenden an den Live Action Role Plays hier genannt werden) im historischen Ambiente der Kirche zu Rittern zu schlagen. Pfarrer Ulrich Messing gibt aber Entwarnung: Das Ganze sei mit dem Bistum abgesprochen, ein Übernahmeangebot, das auf eine Profanierung und Umwidmung der Kirche zur Theaterbühne ziele, liege ihm nicht vor, teilte der Stadtdechant am 1. April in einer Erklärung mit.
Ganz abwegig scheint eine künftige Nutzung als Theater- und Kinokulisse trotzdem nicht zu sein, schließlich war die Josefskirche schon 1918 Kulisse für den Stummfilm „Der Friedensreiter“, dem ersten Spielfilm aus und über Westfalen überhaupt.
Bilder:
1. Mittelalterliches Rollenspiel in Tecklenburg (Greta Schüttemeyer)
2. Screenshot aus dem Film „Der Friedensreiter“ von 1918.