Grußwort zu Weihnachten

Haben Sie es schon mitbekommen oder gehört? Es ist was ganz Eigenartiges passiert. Ich habe gerade eben noch Radio gehört, aber da haben sie es leider nicht gebracht. Es muss also noch neu sein, die Top-Nachricht schlechthin: Gott ist Mensch geworden.

Oh, Entschuldigung! Sie schauen jetzt aber nicht wirklich überrascht. Jetzt sagen Sie nicht, dass das keine Neuigkeit ist. Sagen Sie nicht, dass wussten Sie schon. Sie schauen tatsächlich so, als würde ich hier die ältesten Geschichten erzählen und nicht die Top-Nachricht.

Liebe Leser*in, vielleicht ist das genau das Problem! Im Grunde genommen ist es doch so. Die Nachricht, dass Gott Mensch wird – die ist erstens nicht neu und vom Hocker reißt sie uns doch auch nicht – schon lange nicht mehr. Wir erzählen uns die Geschichte von Weihnachten genauso wie eine Geschichte aus vergangenen Tagen. Als Neuigkeit erreicht sie uns nicht.

Wie sollte sie auch. Ist doch auch schon über zweitausend Jahre her. Zweitausendvierundzwanig nach Christus schreiben wir schließlich in unseren Datumsangaben. Und damit machen wir, den größten Fehler, den Christen überhaupt machen können. 2024 nach Christus? Ja, genauso leben wir. Er ist schon lange vorbei. Alles vorbei, wir leben nach ihm! Und weil das so ist, konnte Madeleine Delbrel schon formulieren: „Wir verkünden keine gute Nachricht, weil das Evangelium keine Neuigkeit mehr für uns ist, wir sind daran gewöhnt, es ist für uns eine alte Neuigkeit geworden. Der lebendige Gott ist für uns kein umwerfendes Glück mehr … Wir geben uns keine Rechenschaft darüber, was Gottes Abwesenheit für uns wäre.“

Ich möchte ihr gerne widersprechen. Weihnachten ist doch nicht seit 2024 Jahren vorbei. Weihnachten ist heute und wird heute entschieden. Denn heute wird Gott Mensch, gerade eben, mitten unter uns. Das ist kein Märchen, keine Geschichte, es ist ein Ereignis und es ereignet sich immer wieder neu. Gott wird Mensch, er ist hier. Wir haben sein menschliches Angesicht gesehen in einem Kind im Stall von Bethlehem. Und dadurch wurde die ganze Welt göttlich – auch wenn dies durch die Kriege, den Terror und die Gewalt unserer Tage verdunkelt wird. Aber es gibt doch auch Zeichen der Hoffnung, wo Menschen wieder miteinander reden, wo Länder Weg zur Versöhnung suchen und wo Hunger in der Welt bekämpft wird, z. B. auch durch die Aktion Adveniat.

Deshalb wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben, besonders denen, die in diesen Tagen wenig Freude empfinden – auch im Namen aller hauptamtlichen Seelsorger*innen – ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das Neue Jahr 2025.

U. Messing, Pfr.
(Stadtdechant)